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Die Erforschung und Herstellung von Pflanzenschutzmitteln ist mit sehr hohen Kosten verbunden.

Die Erforschung und Herstellung von Pflanzenschutzmitteln ist mit sehr hohen Kosten verbunden.

Pflanzenschutzmittel (Teil 1)

Um Pflanzenschutzmittel herzustellen, sind moderne Prozessanlagen notwendig. Denn die hochwirksamen Substanzen sind nicht nur wertvoll im doppelten Wortsinn, sondern wegen ihrer im Prozess hohen Konzentration für den Anlagenbediener nicht ungefährlich. Für mehr Sicherheit finden die mehrstufigen Synthesen und Formulierungsschritte daher in geschlossenen Systemen statt.

Dieser zweiteilige Beitrag beschreibt, weshalb amixon-Apparate aufgrund ihrer besonderen Konstruktionsmerkmale in diesem herausfordernden Umfeld zur Effizienz viel beitragen und die Ausbringungsmenge einer Produktion entscheidend beeinflussen können. Im ersten Teil geht es um die Syntheseschritte im Prozess der Pflanzenschutzmittelherstellung und um die besonderen Herausforderungen und ihre apparatetechnischen Lösungen.

Kulturpflanzen für die Ernährung

Mehr als 7,8 Milliarden Menschen lebten bis Ende 2020 auf der Erde. Im Jahr 2050 werden es laut der aktuellen UN-Bevölkerungsprognose von 2019 rund 9,7 Milliarden Menschen sein. Um genügend Nahrungsmittel für die wachsende Weltbevölkerung produzieren zu können, kommt die Landwirtschaft weltweit nicht ohne Pestizide aus. Ohne Pflanzenschutzmittel wären die landwirtschaftlichen Erträge, die wir heute weltweit für selbstverständlich halten, nicht annähernd zu erreichen.

Der Begriff Pestizide ist ein Sammelbegriff und umfasst Wirkstoffe mit unterschiedlichem Wirkungsspektrum: zur Bekämpfung von Milben (Arkrizide), mikrobiellen Krankheitserregern (Bakterizide), Pilzen oder deren Sporen (Fungizide), vielfressenden Unkräutern (Herbizide), Insektenschwärmen (Insektizide), Fadenwürmern (Nematizide) sowie Schadnagern (Rodentizide).

Pflanzenschutzmittel und ihre verschiedenen Schutzfunktionen

Pflanzenschutzmittel und ihre verschiedenen Schutzfunktionen

Umsatz und Absatz auf dem deutschen Markt für Pflanzenschutzmittel.

Umsatz und Absatz auf dem deutschen Markt für Pflanzenschutzmittel.

Umsatz und Absatz auf dem deutschen Markt für Pflanzenschutzmittel,

die zur Ertragsmaximierung gegen unerwünschte Organismen in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Ihr großflächiger Einsatz birgt leider auch Restrisiken für die Umwelt, ist aber wegen ihres hohen Nutzens für die landwirtschaftliche Produktion ohne Alternative. Ihre Wirkung ist so groß, dass bestimmte Pflanzenschutzmittel auch im ökologischen Landbau eingesetzt werden dürfen. Dies ist dann der Fall, wenn andere Maßnahmen versagen. - Eine häufig praktizierte Methode ist die Etablierung geschickter Fruchtfolgen, um die massenhafte Vermehrung von Schädlingen zu verhindern -. Welche Pflanzenschutzmittel z.B. im ökologischen Landbau eingesetzt werden dürfen, ist in der Öko-Verordnung geregelt. "Bei einer festgestellten Bedrohung der Kulturen dürfen lediglich solche Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die nach Artikel 16 für die Verwendung in der ökologischen/biologischen Produktion zugelassen wurden."  (Artikel 12 der Verordnung 834/2007).

Pflanzenschutzmittel sind ein weltweiter Milliardenmarkt

Der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel ist groß. Das mit Abstand größte Produktionsvolumen entfällt auf Herbizide, gefolgt von Insektiziden und Fungiziden. Im Jahr 2018 wurden weltweit knapp 48 Milliarden Euro mit Pflanzenschutzmitteln umgesetzt - ein Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2021 stagnierte der weltweite Umsatz. Der mit Abstand größte Markt ist Asien vor Lateinamerika und Europa.

In Deutschland lag der Umsatz im gleichen Zeitraum bei 1,3 Milliarden Euro. Die Menge der in Deutschland verkauften Pflanzenschutzmittel lag 2016 bei rund 48.000 Tonnen und hat sich damit innerhalb von zehn Jahren verdoppelt (2006: rund 32.000 Tonnen). Davon entfallen rund 40 Prozent auf Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel), rund 25 Prozent auf Fungizide (gegen Pilze und deren Sporen) und rund 30 Prozent auf Insektizide (zur Abtötung, Vertreibung oder Hemmung von Insekten und deren Entwicklungsstadien). Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland ging im Zeitraum 2014 bis 2020 kontinuierlich von 1,6 Mrd. Euro auf 1,15 Mrd. Euro zurück. Im Jahr 2021 stieg der Verbrauch auf 1,2 Mrd. Euro. In Deutschland waren im Jahr 2016 rund 270 Wirkstoffe in insgesamt 753 verschiedenen Pflanzenschutzmitteln zugelassen. Weltweit arbeitet die Forschung mit Hochdruck an der Entwicklung neuer, nachhaltiger Wirkstoffe, die nach ihrer Wirkungsentfaltung rückstandsfrei abgebaut werden.

amixon® Vakuum-Mischtrockner/Synthesereaktor VMT 100.

amixon® Vakuum-Mischtrockner/Synthesereaktor VMT 100. Im amixon® Technikum stehen Pilotanlagen mit 50 Liter, 100 Liter, 200 Liter oder 400 Liter zur Verfügung.

Die Entwicklung neuer Pflanzenschutzpräparate ist langwierig und kostspielig

Bis ein Pflanzenschutzmittel zugelassen und auf den Markt gebracht werden kann, vergehen rund zehn Jahre intensiver Entwicklungsarbeit. Vielversprechende neue Substanzen werden im Labor gesucht und in Modellversuchen getestet. Rund 200 Millionen Euro investiert der Hersteller in die Neuentwicklung. Er führt rund 200 Studien durch und misst mehr als 800 Parameter. Bereits für diese Tests werden die eigentlichen Wirkstoffe als sogenannte Formulierungen in landwirtschaftlich anwendbare Produkte umgewandelt. Für diese Formulierungen werden sogenannte Trägerstoffe wie Gesteinsmehle oder organische Lösungsmittel als Hilfsstoffe eingesetzt. Als Netz- oder Haftmittel können auch oberflächenaktive Emulgatoren eingesetzt werden. Aufgabe der Formulierungshilfsstoffe ist es, die Wirkstoffe für die Endanwendung technisch sicher zu machen. Hilfs- und Trägerstoffe müssen ihrerseits umweltverträglich sein und die Wirksamkeit unterstützen.

Mehrstufiger Produktionsprozess mit hohen Anforderungen

Die Syntheseschritte zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln unterscheiden sich naturgemäß je nach Wirkstoff und gewünschter Applikationsform. Die grundlegenden Verfahrensschritte sind jedoch für pulverförmige Ausgangsstoffe ähnlich. Zunächst wird im Reaktor ein Lösungsmittel vorgelegt, die pulverförmigen Edukte werden zugegeben und homogen gelöst bzw. suspendiert. In dieser flüssigen Phase findet unter Erwärmung die erste Synthesereaktion statt. Zur Förderung der Reaktionskinetik kann der Rührvorgang durch Umwälzpumpen unterstützt werden. Nach Abschluss der Reaktion liegt die neue Substanz in flüssiger Form vor. Sie wird mit Additiven vermischt, um die Kristallisation des neuen Zwischenprodukts einzuleiten. Die Kristallisation/Flockung kann durch geschickte Temperaturführung begünstigt werden. Im Moment des Phasensprungs (flüssig zu kristallin/fest) ist eine besonders schonende Mischwirkung erforderlich, insbesondere wenn die kristallinen Strukturen erhalten bleiben soll.

https://www.youtube.com/watch?v=StPGmvy-i4E

Die suspendierten Feststoffe bleiben in der Regel pumpfähig und werden im nächsten Verfahrensschritt einer mehrstufigen Wäsche unterzogen. Hier werden die Wirkstoffkristalle meist mit Wasser oder Lösemittel von Reagenzien befreit. Weitere Reinigungsschritte können folgen. Die mechanische Fest-Flüssig-Trennung erfolgt mit Hilfe von kontinuierlich arbeitenden Zentrifugen, die bevorzugt eingesetzt werden. Nicht selten werden Kammerfilterpressen eingesetzt. In der Regel werden für die mechanische Fest-Flüssig-Trennung gasdichte, geschlossene Systeme bevorzugt. Der erste Syntheseschritt wird durch die thermische Trocknung im Vakuum-Mischtrockner abgeschlossen. Ziel ist es, die Partikelstruktur und -größe zu erhalten. Außerdem sollen die Lösungsmittel zurückgewonnen werden.

amixon® Vakuum-Mischtrockner/Synthesereaktor VMT 200, alle produktberührten Teile aus Alloy 59.

amixon® Vakuum-Mischtrockner/Synthesereaktor VMT 200, alle produktberührten Teile aus Alloy 59.

Beispiel einer klassischen Mehrzweck-Syntheseanlage

Beispiel einer klassischen Mehrzweck-Syntheseanlage. amixon® fertigt folgende Apparate: Synthesereaktoren, Pastenbunker, Vakuum-Kontakttrockner, Kühl- und Abfüllmischer.

Korrosionsbeständigkeit gegenüber Schwefelsäure am Beispiel von vier verschiedenen Nickelbasiswerkstoffen.

Korrosionsbeständigkeit gegenüber Schwefelsäure am Beispiel von vier verschiedenen Nickelbasiswerkstoffen.

Langlebige Synthesereaktoren dank geeigneter Werkstoffe

Betrachtet man die Apparatespezifikationen für Neuapparate in Synthesefabriken in Europa in den USA und in Indien, so sind drei Feststellungen zu treffen:

  1. die chemischen Syntheseprozesse werden immer komplexer
  2. die eingesetzten Lösungsmittel werden aggressiver/ korrosiver
  3. die zulässigen Betriebsüberdrücke werden höher definiert
  4. die zulässigen Betriebstemperaturen werden höher

 

Herkömmliche Austenite werden allenfalls noch in der Pulverformulierung eingesetzt. Aber auch hier kommen zunehmend austenitisch-ferritische Edelstähle, sogenannte Duplex und Superduplexstähle zum Einsatz. Für die Synthesereaktoren und Trockner geht der Trend zu den hochlegierten Nickelbasiswerkstoffen (Hastelloy C22 und Alloy 59). Neben der korrosiven Beanspruchung führt der Wechsel zwischen Vakuum und Druck sowie zwischen Heiß- und Kaltbetrieb zu einer zusätzlichen Belastung der Prozessapparate und beschleunigt den Alterungsprozess. Dies kann sogar zu schnell fortschreitender Spannungsrisskorrosion führen.

 

amixon® verfügt über viel Erfahrung und über die erforderlichen Schweißqualifikationen zur Herstellung von Druckgeräten aller Klassen nach internationalen Regelwerken. Die durchschnittliche Lebensdauer von amixon® Apparaten beträgt mehr als 30 Jahre. Insofern erfüllt amixon® drei Voraussetzungen:

  • ausgereifte Konstruktion für dauerhafte Dichtheit bei Druck und Vakuum
  • exzellenter Korrosionsschutz sowie
  • guter Verschleißschutz

amixon® verfügt über schweißtechnische Erfahrung im Umgang mit hochlegierten Werkstoffen. Das Schweißen dieser Werkstoffe erfordert z.B. streng einzuhaltende Schweißfolgen und strenke Sauberkeit. Schon die fertigungsbegleitenden mechanischen Prüfungen und Korrosionstests, wie z.B. ASTM G48, können zu einem ungewollten Abbruch der bereits geleisteten Arbeit führen. Gleiches gilt für den Cabot-Korrosionstest an Schweißnähten.

Mit der Vakuumtrocknung wird die jeweilige Synthesestufe beendet

Die Vakuumtrocknung liefert ein erstes pulvriges Syntheseprodukt, das als Edukt für einen zweiten Syntheseschritt dienen kann. Moderne, hochwirksame Pulverchemikalien sind meist das Ergebnis mehrerer Syntheseschritte, die fast immer mit einer Vakuum-Mischtrocknung enden. Dabei wird der Wirkstoff mit jedem Syntheseschritt wertvoller und oft auch empfindlicher. Bei der Trocknung ist es daher wichtig, thermischen und mechanischen Stress zu vermeiden. 

Ist das Syntheseprodukt trocken und kühl genug, um aus dem Vakuumtrockner ausgetragen zu werden, reichen in der Regel wieder einfache Edelstahlwerkstoffe wie 1.4571 oder 1.4404 aus.

Teil der Entwicklung ist die Evaluierung verschiedener Produktformulierungen: Eine davon ist z.B. die Mikronisierung von pulverförmigen Wirkstoffen und deren anschließende Agglomeration. Agglomerierte Produkte sind in ihrem Mischungszustand fixiert, staubarm und gut in Wasser suspendierbar/löslich. Feinste Partikel können dauerhaft im Wasser schweben, ohne zu sedimentieren. Die klumpenfreie, homogene Suspension/Lösung kann vom Landwirt gleichmäßig ausgebracht werden.

Ein weiterer Qualitätsaspekt von vielen ist die Langzeitstabilität - egal in welcher Klimazone der Erde das Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird. Es darf sich nicht zersetzen und muss gut löslich/dispergierbar bleiben.

Im amixon-Technikum können die Aufbereitungsschritte Synthese, Vakuum-Kontakttrocknung, Homogenisierung und Aufbaugranulierung demonstriert werden. amixon verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Auslegung von Prozessmaschinen, die 10 bis 50 mal größer sind als die Versuchsmaschinen.

Wirkstoffe in Pulverform werden in Bigbags abgefüllt.

Wirkstoffe in Pulverform werden in Bigbags abgefüllt.

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Pflanzenschutz Teil 2

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